Flusserhaltung

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Kleine Wasserkraft - Nein Danke !
Ökologisch intakte Fliessgewässer und ökonomisch funktionierende Wasserkraftanlagen schließen sich aus, die Folgen für den gewässertypischen Bestand an Salmoniden und für die Flussperlmuschel sind katastrophal. Lesen Sie einen Bericht zur Erhaltung eines natürlichen Fischbestandes in Fliessgewässern

 


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Videoclip Naturnahe Elster

Videoclip Abfischen

Videoclip Befruchtung

 


Die Trockenlegung
Was sich an den Flüssen Sachsens seit 1990 in Bezug auf die Errichtung von kleinen Wasserkraftanlagen (WKA) getan hat, ist unter vielen Betrachtungsweisen rational nicht nachvollziehbar. Für Außenstehende stellt sich allerdings die berechtigte Frage, wieso gibt es Menschen, die angesichts der eher düsteren Prognosen und des derzeitigen Zustandes der Industriegesellschaft den Gedanken der Elektroenergieerzeugung aus kleinen WKA kritisch gegenüberstehen.
Aus einer Studie

des Bundeswirtschaftsministeriums
wurde bekannt, dass der Anteil der Elektroenergieerzeugung durch Wasserkraft in Sachsen in der Größenordnung von ca. 1% liegt. Dabei liegt der Anteil der kl. WKA bei etwa 0.3%. Somit tendieren die kl. WKA zur völligen ökonomischen Bedeutungs-
losigkeit. Die ökologischen Schäden sind an den Fließgewässern jedoch katastrophal. Die Ausleitungsstrecke, aus der das für die WKA notwendige Wasser entzogen wird, wird in eine künstliche

Wassermangelsituation versetzt.

Hier ein Bild von der Pressnitz. Eine von fast 500 WKA in Sachsen. Wie in den meisten Fällen wird die Ausleitungsstrecke vollkommen trockengelegt. Der Fluss wird vernichtet.


Künstliche Eingriffe
Das bedeutet, im Sommer unnatürliche Erwärmung, Sauerstoffmangel im Wasser und Austrocknung von Teilen des Fließgewässers, und im Winter ein völliges Durchfrieren des Flusses. Diese Effekte können jederzeit an existierenden Anlagen beobachtet und nachgemessen werden. Bei einer künstlichen Verringerung der Strömungsgeschwin-
dikeit durch den Bau von Wehren und das Ausleiten von Wasser kommt es zur Ablagerung von Feinsedimenten im Fließgewässer.

Für die speziell an die Fließgewässer angepassten Organismen hat dies

Ein Bild von der Pressnitz. Der Fluss wird angestau, die Gewässerdynamik verhindert und damit in eine Methangaskloake verwandelt.

katastrophale Folgen bis hin zum Verschwinden der Arten. Viele Fließgewässer gleichen heute, bedingt durch die vielen Wehre und den dazugehörigen Wehrteichen, einer Kette von "lauwarmen Badewannen". Dieser Sachverhalt ist entscheidend für den Rückgang der einheimischen Salmonidenarten. Auch die Degradierung der Flüsse zu sogenannten "Abflussrinnen" zum Zwecke des Hochwasserschutzes bietet den Salmonidenartigen und nicht nur diesen kaum noch Reproduktionsmöglichkeiten.


Die Geschiebefalle. In diesen Bereichen befinden sich keine fein- und grobkörnigen Kiesbänke, die für eine Fortpflanzung nötig wären.

Hier ein Bild von der Weißen Elster im Vogtland.

Ein Phänomen kann man hier allerdings über einen längeren Zeitraum beobachten. Die oberhalb befindliche Wehranlage (s. Bild) dient an diesem Flussabschnitt als Geschiebefalle. Das ankommende Geschiebe wird zurückgehalten, dem Flussbett wird seine selbstreinigende Kraft entzogen und er gräbt sich immer tiefer ein. Noch vor etwa 40 Jahren konnte man diesen Flussabschnitt mit Watstiefeln queren, heute benötigt man dazu Wathosen. Um diesem Zustand entgegenzutreten sind umfangreiche Maßnahmen notwendig.

Aus diesen Gründen wurde in Sachsen eine Bürgerinitiative (BI) "Gegen Gewässerverbauung in Sachsen" gegründet. Das Anliegen der BI ist die Erhaltung der Schönheit, der Naturbelassenheit und der Funktionstüchtigkeit der Fließgewässer für unsere Nachkommen. Viele der BI-Mitglieder und Sympathisanten sind auch im Angelverband (DAV, VDSF) organisiert. Die Anglerschaft hat schon lange begriffen, dass es ohne ihr Zutun mit den sächs. Fließgewässern und dessen Fischbestand schlecht bestellt ist.


Das Abfischen. Der Großteil der sächs. Fließgewässer gehört zur Kategorie der Salmonidengewässer. Da die Nutzung der Gewässer für die Erzeugung von Elektroenergie stark zugenommen hat, muss die Bewirtschaftung dieser Gewässer neu überdacht werden. Durch die gegenwärtige sehr starke Beeinträchtigung der Längsdurchgängikeit der Fließgewässer, bedingt durch Wehre und den fehlenden bzw funktionsuntüch-

tigen Fischaufstiegshilfen, werden die natürlichen Laichwanderungen stark gestört oder völlig unterbunden. Dies behindert die Reproduktion der Salmonidenartigen entscheident. Genau an diesem Punkt greifen die Angler ein, um den einheimischen Salmonidenarten eine Überlebenschance zu sichern. Durch gezielte Elektrobefischung werden Laichfische (hier Bachforelle und Äsche) aus dem jeweiligen Gewässer entnommen

Hier werden von den Mitarbeiter und Helfern der Fischzuchtanlage in Plauen Laichfische aus der Weißen Elster elektrisch abgefischt.


Die Befruchtung. Nach dem Abfischen werden von den Elterntieren Eier und Sa-

men gewonnen, in Schüsseln befruchtet und in speziellen Zubergläsern zum Aus-

reifen aufgelegt. Mit dieser Methode erzielt man eine bis zu 70 % ige Erfolgsrate.

.


Der Schlupf. Im Fließgewässer selbst wären max. 5 % möglich. Nach etwa 300 Tagesgraden sind deutlich die

Augenpunkte zu erkennen und nach ca. 500 Tagesgraden erfolgt dann der Schlupf.

(Tagesgrad = Summe der durchschnitt- lichen täglichen Wassertemperatur in °C)


Der Besatz. Nachdem der Dottersack aufgebraucht ist und die Fische sich an natürliches Futter gewöhnt haben, werden sie in die entsprechenden Fließgewäs-
serabschnitte ausgesetzt.
Gerade die Bachforelle kann man als Bioindikator bezeichnen. Sie gehört zu den empfind-
lichsten Süßwasserfischen überhaupt. Für diese Salmonidenart kann es bei einem pH- Wert unter 5,9 oder über 8 lebensfeindlich werden.

Aus der Literatur ist bekannt, dass diese Fischart bei etwa 18° C Wassertemperatur aufhört zu fressen und bei über 22° C kaum noch Überlebensmöglichkeiten hat. Eine reine Besatzlösung ist aber aus Gründen des Fischartenschutzes abzulehnen. Nicht alle Fischarten stehen für Besatzzwecke zur Verfügung. Daher würde die Artenvielfalt in vielen Fließgewässern abnehmen. Sollte es zu einem Fischsterben zwischen zwei Staustufen kommen, kann es beim Fehlen von funktionstüchtigen Fischaufstiegshilfen nicht zu einer Wiederbesiedlung aus intakten Gewässerabschnitten kommen. Es ist kaum möglich, eine exakte Ermittlung von Artenvielfalt und Artenverteilung  in diesem Fließge-
wässerabschnitt zu ermitteln.
Gerade bei der Beurteilung von Fischbestän

den in mehrfach gestauten Fließgewäs-
sern gibt es erhebliche Probleme. Eine Wiederbesiedlung durch natürliches Aufkommen oder über funktionstüchtige Fischwanderhilfen wäre einer Besatz-
lösung vorzuziehen. Mit dem Besatz von salmonidenartigen Fischen lassen sich gewisse eigennützige Gedanken der Angler nicht verbergen. Doch auch der Naturschutz wird von den Anglern voll unterstützt.


Der Indikator Flussperlmuschel. In einer Fischaufzuchtanlage in Plauen wird die vom Aussterben bedrohte Flussperl-
muschel ( Margaritifera, marga..) bei der Aufzucht und Wiederansiedlung in den vogtl. Fließgewässern von den Anglern vorangetrieben.
Seit Millionen von Jahren existiert die Flussperlmuschel. Sie hat Naturkatastrophen und Eiszeiten überstanden. In weniger als hundert

Jahren hat es der Mensch geschafft, dieses Tier an den Rand des Aussterbens zu bringen. Wenn schon die Bachforelle als Bioindikator angesehen wird, dann ist die Existenz und das Vorkommen der Flussperlmuschel ein herausragendes Merkmal für einen noch intakten Biotopverbund. Noch um die Jahundertwende gab es genügend Muscheln, heute kann man sie an der Hand abzählen. Der Mensch hat diese Tierart an den Rand des Aussterbens gebracht. Ohne die Hilfe des Menschens hat aber die Flussperlmuschel keine Überlebenschance mehr. Gewässerver- schmutzung, Melioration, Landwirtschaft etc. sind Ursachen des Rückgangs dieser Tierart. Nur ein Artenschutzprogramm kann das völlige Zusammenbrechen

der Populationen verhindern. Aber selbst die künstliche Aufzucht garantiert noch lange keinen Erfolg, wenn nicht tangie-
rente Maßnahmen zur Renaturierung der Fließgewässer erfolgen.
Zur Fortpflan-
zung der Flussperlmuschel
bedarf es nicht nur geeigneter Gewässer, sondern auch das Vorhandensein der


Bachforelle (Salmo trutta fario) ist eine Grundvoraussetzung. Geschlechtsreife Muscheln stoßen ihre Larven (Gloridien) aus, die sich dann in den Kiemen der Bachforellen festsetzen. Für etwa zehn Monate dient die Bachforelle als Zwischenwirt, bevor sich die Muschel-
larven mit einer Größe von etwa 0.2 mm in das Bodensubstrat des Gewässers absetzen.
Bei der künstlichen Aufzucht der Flussperlmuschel wird sich dieser Effekt zu Nutzen gemacht. In speziellen Wasserbecken werden Muscheln und Forellen zusammengebracht. Hier stoßen die laichbereiten Flussperl-

bis sie mit einer Größe von etwa 1 mm in die entsprechenden Gewässer aus-
gesetzt werden.

muscheln ihre Larven aus und die Bachforellen werden "infiziert". In geeigneten Hälterungsbecken verbleiben die infizierten Forellen bis die kleinen Muscheln abfallen. In Gefäßen werden die kleinen Muscheln gefüttert (Detritus),


Hier hat sich eine Methode bewährt die es ermöglicht in gewissen Zeitabständen das Heranwachsen der Muscheln zu überprüfen. In Gazehalterungen werden die Muscheln eingebracht und im Bodensubstrat des Gewässers verankert. Hierbei hat man die Möglichkeit des ständigen Zugriffs und kann den Zustand

Ca. 1000 Flussperlmuscheln unter dem Microskop

der Muscheln und des Gewässers genau verfolgen. Das Aussetzen der Muscheln kann auch über infizierte Bachforellen erfolgen. Dies hat aber den Nachteil, dass man zumindest die ersten fünf Jahre die kleinen Muscheln kaum nachweisen kann und man erst zu einem späteren Zeitpunkt über Erfolg oder Misserfolg Klarheit hat.


Das Fazit. Mit diesen wenigen Zeilen sollte nur in groben Zügen aufgezeigt werden, welcher große Aufwand von Anglern betrieben wird, um vom Aussterben bedrohte Tierarten zu retten. Dieser Aufwand kann aber nur eine begleitende Erscheinung sein. Vielmehr muss darauf hingearbeitet werden, dass Fische und hier speziell die Salmoni-
denartigen, oder die Flussperlmuschel

sich selbst reproduzieren. Saubere Gewässer und vor allem die Durch-
gängikeit dieser sind eine Grund-
voraussetzung dazu.
Hier bedarf es des politischen Willens, sich für den Erhalt unserer Natur und speziell der Fliess-
gewässer einzusetzen. Der Naturschutz allein wird die Flussperlmuschel wohl nicht mehr retten können.
Schon in früherer Zeit schmückten sich die Könige von

Sachsen mit den Perlen dieser Muscheln  (Grünes Gewölbe). Auch heute würde es einem/ner Landesherren/in gut zu Gesicht stehen, sich verstärkt für den Erhalt der Flussperlmuscheln einzusetzen.

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